Diese Seite möchte ich für alle online stellen als Hilfe sich bei einem Kreuzbandriss oder Anriss informieren zu können. Ich selber brauchte mehrere Wochen um Infos zu sammeln und mich zu erkundigen. Mehrere Tierärzte und Kliniken habe ich kontaktiert, um mir ein Bild zu machen und eine Entscheidung zu treffen. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich kein Tierarzt bin und dies auch nicht als medizinisches Nachschlagewerk gedacht, sondern lediglich zu beschreiben wie es mir erging und wie und warum ich mich zu einer TPLO entschieden habe. Auch Kontrollaufnahmen konnte ich nirgends finden und war sehr lange verzweifelt ( Herr Siemers war natürlich im Urlaub zu der Zeit), bis ich den erlösenden Rückruf aus Wiesloch erhielt. Deshalb möchte ich zumindest anderen die Entscheidung erleichtern und meine Erfahrungen weitergeben.

Das Kniegelenk wird durch insgesamt vier Bänder gestützt. Zwei seitliche(medial und lateral) und die Kreuzbänder vorne und hinten. Das vordere Kreuzband ist extrem stabile und belastbar und einen Riss durch z.b. einen Unfall eher selten. Meistens sind es Fehl- oder Überbelastungen, die auf die Dauer zum Riss führen. Je steiler die Gelenkfläche zum Unterschenkel steht, desto größer ist die Gefahr eines Kreuzbandriss, da jeder Schritt zu einer Überdehnung oder zu kleinen Faserrissen des Kreuzbandes führt. Ist dies der Fall, reichen minimale Bewegungen, die dann zum Abriss führen.

 

Das Kniegelenk des Hundes

Abbildung 1: Abbildung 1: Das Kniegelenk des Hundes (aus "Fossum: Small Animal Surgery", Mosby Verlag, 1997):

Ansicht von vorne.
In der Mitte sind das vordere (Cranial cruciate ligament) und das hintere (Caudal cruciate ligament) Kreuzband zu sehen. Quer zwischen Ober- und Unterschenkel liegen die beiden Menisken (Medial und Lateral Meniskus) sowie seitlich das äußere und innere Seitenband (ohne Bezeichnung).Kniegelenk des Hundes (aus "Fossum: Small Animal Surgery", Mosby Verlag, 1997): Ansicht von vorne.

 

 

 

 

 

 

 

Durch einen Kreuzbandriss ensteht im Gelenk eine Entzündung, die zu Arthrosen und Knorpelschäden führen. Eine Behandlung mit Medikamenten ist daher nicht empfehlenswert, sondern eine schnellst mögliche Operation.

 

Bei Voodoo fing es schon damit an, dass ich keine sichere Diagnose hatte. Die Schublade war nicht auszulösen und somit war bis zum Zeitpunkt der OP nicht sicher, dass er einen Kreuzbandriss überhaupt hatte. Ein Kreuzbandriss lässt sich nur über eine MRT/MRI oder eine Arthroskopie diagnostizieren. MRT war mir definitiv zu teuer und ich hatte ja schon extrem schlechte Erfahrungen gesammelt durch die MRT der Schulter. Wieder 500€ investieren ohne aber dass dem Bub geholfen wird, war uns zuviel. Bis dato hatten wir ja schon weit mehr als 2000€ gelassen wegen des Unfalls, um letztendlich die Diagnose eines gelähmten Nervs zu bekommen.

Eine Arthroskopie ist ein Eingriff im Gelenk und wäre nur in Frage gekommen in der Klinik, wo der Hund auch direkt hätte operiert werden können. Also musste ich mich erst mal schlau machen und die verschiedenen OP-Methoden studieren. Folgende Möglichkeiten hat man bei einem Kreuzbandriss:

 

  1. Künstliche Bänder einsetzen
  2. Aus der Oberschenkelmuskulatur neue Bänder formen
  3. TPLO Tibea Plateau Leveling Osteotomie

 

 

 

Erste viel sofort weg, da die künstlichen Bänder sehr oft reißen. Es gibt auch nicht mehr all zu viele TÄ, die diese einsetzen.

Die zweite Methode kam durchaus in Betracht, aber ich wollte ja unbedingt sichern, dass Voodoo in seinen Sport zurück konnte. Da gingen die Aussagen doch sehr auseinander.

Hinzukommend, dass bei den konventionellen Methoden die ursprüngliche Festigkeit nicht zurückerlangt werden kann und ein fortschreiten der Zerstörung des Kniegelenk nur verlangsam wird, aber nicht gestoppt.

 

Nach einer erfolgreichen TPLO kann in diesem Knie nie wieder etwas passieren, was auch bei Methode 2 nicht auszuschließen ist.

Extrem wichtig zu berücksichtigen sind die Arthrosen im Gelenk. Während bei den konventionellen OP´s eine Verschlechterung in der Regel um 2 Grade bis zum 3.Grad üblich sind, ist bei einer TPLO mit keiner, maximal mit einem Grad zu rechnen.

Grad 0 bedutet arthrosefrei

Grad 1 leichte Arthrosen

Grad 2 mittlere Arthrosen

Grad 3 schwerste Arthrosen

 

Das waren also die Hauptgründe, weshalb ich mich entschloss nach Wiesloch zu fahren und eine TPLO machen zu lassen. Telefonisch hatte ich abgeklärt, dass im Zweifel eine Arthroskopie gemacht werden würde, bevor eine TPLO durchgeführt würde. Am 30.04. fuhren wir also mitten in der Nacht, um bloß pünktlich zu unserem Termin um 10:00 Uhr in der Klinik zu sein, los Richtung Wiesloch. Dort angekommen, brauchte Herr Siemers nicht lange, um zu bestätigen, dass es die Kreuzbänder waren. Also erübrigte sich die Arthroskopie und es ging sofort zur TPLO in den OP. Vorher nahm sich Herr Siemers allerdings viel Zeit mir den Eingriff an Hand von Model und Software zu erklären. Es wurden noch mal aktuelle Röntgenbilder gemacht, welche im übrigen digital waren und eine hervorragende Qualität hatten. Ganz grob beschrieben wird eine Achse ins Kniegelenk gezeichnet und am PC die optimale Winkelung errechnet. Die Stabilität im Knie wird durch die Verschiebung des Unterschenkels bzw. des Gelenks erreicht. Das Gelenk wird am Unterschenkel abgeschnitten und versetzt. Mit einer Platte und Schrauben wieder fixiert- ähnlich wie bei menschlichen Brüchen.

TPLO Illustration ©Slocum Enterprises, Inc.

 

 

A.Mittellinie Tibial
B. TPLO Plate Mittellinie

C. Tibial Plateau

 

 

 

TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy) Vergleich

Abbildung 2 (nach Slocum ®): Der schräge Abhang stellt grafisch die Gelenkfläche des Unterschenkels dar, während der Wagen der Gelenkfläche des Oberschenkels entspricht. Das Seil (F), das des Wagen am Herunterrollen hindert, stellt bildlich das vordere Kreuzband dar. Je steiler der Abhang ist, desto stärker wird das Seil (entspr. dem vorderen Kreuzband) unter Spannung gesetzt. Die dauerhaft starke Belastung kann zur Schädigung und schließlich zum Riss des Bands führen. Die Steilheit der Unterschenkelgelenkfläche bestimmt die Kraft, mit der der Unterschenkel bei Belastung nach vorne gedrückt wird. Viele Hunde haben eine sehr steile Gelenkfläche, wodurch das Kreuzband starker Dauerbelastung ausgesetzt wird.

 

 

Die OP verlief ohne Komplikationen und gegen 16:00 Uhr machten wir uns wieder auf den Heimweg, nachdem mir der Verbandswechsel und die Nachsorge erklärt wurde. Voodoo war völlig fertig mit der  Welt und er brauchte auch gut eine Woche um sich halbwegs zu erholen und mit seinem Bein zurecht zu kommen. Nach einer Woche lief er ohne Verband allerdings noch mit drei Beinen. Zwei Wochen später haben wir die Fäden gezogen und konnten langsam die Pipirunden in Mini-Spaziergänge an der Leine umwandeln. Nach 6 Wochen stand ein Nachröntgen auf dem Programm und bis dahin waren wir auch schon wieder soweit, dass Voodoo ziemlich große Runden laufen konnte. Die folgenden Wochen ging es dann wirklich um Muskelaufbau und Kondition. Die Leine konnte endlich weg und wir haben viel mit dem Rad gemacht.

12 Wochen nach der OP noch mal zum Röntgen mit dem Ergebnis, dass wir grünes Licht bekamen wieder auf dem Hundeplatz arbeiten zu können!

Die Rekonvaliszens ist um einiges schneller bei der TPLO und bringt einen Vorsprung von mindestens 4 Wochen.